Die Frage, ob Künstliche Intelligenz den klassischen Verkäufer bald ersetzt, klingt zunächst nach Science-Fiction. Bilder von humanoiden Robotern, die charmant den nächsten Großauftrag an Land ziehen, haben durchaus Unterhaltungswert – in der Praxis jedoch bleibt der „Sales-Bot“ noch ein Traum der Entwickler. Was wir heute beobachten, ist eine zunehmende Automatisierung von Teilaufgaben: KI analysiert Kundendaten, schlägt Cross-Selling-Potenziale vor und versendet personalisierte Mails, oft schneller und präziser als der Mensch (vgl. Ritschard 2024). Grade im B2B-Sektor nutzen bereits zwei Drittel der Unternehmen KI im Vertrieb, um Effizienz, Prognosen und Risikoanalysen zu verbessern (vgl. IFH Köln 2023).

Doch ersetzt das wirklich den Verkäufer? Eher nicht. Eine qualitative Untersuchung zur Rolle von Vertriebspersonen im Zeitalter von KI zeigt, dass sich die Tätigkeit verändert, aber nicht verschwindet: Routineaufgaben wandern an Algorithmen, während die menschliche Seite – Beratung, Vertrauen und Empathie – zentral bleibt (vgl. Rädiker/Kuckartz 2022; ResearchGate 2024). Man könnte sagen: Der Verkäufer von morgen ist weniger ein „Klinkenputzer“ und mehr ein Dolmetscher zwischen Daten und Kundenbedürfnissen.

Das theoretische Konzept der hybriden Intelligenz beschreibt diese Symbiose treffend: Menschliche Intuition verbindet sich mit der Rechenleistung der Maschine. Das Ergebnis ist keine Konkurrenz, sondern ein Zusammenspiel, bei dem der Mensch durch KI entlastet und zugleich aufgewertet wird (vgl. Wikipedia 2025). In „kurz und knapp“: Die KI übernimmt das Zählen der Bohnen, der Mensch entscheidet, ob es sich um Kaffee oder Erbsen handelt.

Herausforderungen bleiben bestehen. Datenschutzfragen (DSGVO), technische Hypes und die Akzeptanz von Kunden sind Stolpersteine. Nicht jede KI-Lösung ist sinnvoll, und Vertrauen bleibt eine Währung, die Maschinen nur schwer erzeugen können (vgl. BpB 2024; Mobile University 2023). Wer also glaubt, mit einem Algorithmus die gesamte Kundenbeziehung ersetzen zu können, irrt – der Kunde spürt den Unterschied zwischen einer automatisierten Mail und einem Gespräch auf Augenhöhe.

Das Fazit lässt sich in etwa so ziehen: Nein, der Verkäufer wird nicht überflüssig. Aber er wird anders. Aus dem klassischen „Abschließer“ wird ein Berater, Stratege und Beziehungsmanager. KI ist Werkzeug, nicht Rivale – und wer sie klug einsetzt, gewinnt mehr Zeit für das, was Maschinen nicht können: Zuhören, Vertrauen aufbauen und Inspiration schenken. Oder, wie es ein Cartoon pointiert darstellt: „Our ad said no salesman would call. I’m a sales-bot.“ Charmant, aber eben nicht menschlich.

KI im Vertrieb: Wird der Verkäufer bald überflüssig?

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